Hu. - Treffen
zum 60ährigen Jubiläum der ehem. 13./GSG2
vom 15. bis 17. Juni 2019 in Coburg / Lützelbuch, Hotel Fink


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Treffen zum 60-jährigen Jubiläum der ehemaligen Ersten 13. Hundertschaft des BGS Coburg vom 15. bis 17. Juni 2019

Coburg feiert in diesem Jahr die 200. Geburtstage der britischen Königin Victoria (24. Mai) und ihres Prinzgemahls Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (26. August) mit Ausstellungen, Vorträgen, Konzerten, Lesungen und Sonderprojekten.

Und eine kleine Gruppe ehemaliger "Grenzjäger" der Ersten 13. Hundertschaft des BGS feierte bzw. beging vom 15. bis 17. Juni ebenfalls in Coburg, jedoch in sehr bescheidenerem Rahmen, ihr "60jähriges" in einem Lützelbucher Gasthof.

Blicken wir zurück auf das Jahr 1959 und die darauf folgenden Jahre:
Am 1. Juni 1959, am Beginn eines klimatisch gesehenen und auch so gefühlten heißen Sommer, trafen am Coburger Bahnhof 110 blutjunge Burschen aus den verschiedensten Bundesländern und Regionen ein, um von dort mit grünen Mannschaftstransportern (MTWs) in ihr neues Zuhause gebracht zu werden, zu einer neu aufgestellten Ausbildungs-Hundertschaft im Kalenderweg.

Entgegen aller Erwartungen landeten sie nicht in der Hindenburgkaserne, sondern in einer mitten in der Stadt gelegenen aufgelassenen Pelzfabrik, die man notdürftig zu einer "Kaserne" umgebaut hatte. Da dieses Gebäude wenig Ähnlichkeit mit einer Kaserne hatte, bezeichnete man sie auch nur "von-Brase-Unterkunft". Namensgeber war der Besitzer dieses Gebäudes.

Um die 110 Neuankömmlinge samt Stammpersonal unterzubringen, hatte man mit einfachen Holzkonstruktionen relativ kleine Räume gezimmert, in denen i.d.R. bis zu 6 Personen äußerst beengt ihren Platz fanden. Zur Körperpflege gab es lediglich zwei mit Waschtrögen ausgestattete Räume, in die meist nur kaltes Leitungswasser lief. Duschen waren nicht vorhanden, weshalb man sich mit einem Gartenschlauch begnügen musste. In regelmäßigen Abständen durften wir, mit Trainingsanzug, Mantel und Mütze bekleidet, im Gleichschritt zur Hindenburgkaserne marschieren, um dort den Luxus eines Duschbades zu genießen.

Mehrmals die Woche war an den Vormittagen Geländeausbildung angesagt. Da die Hundertschaft mit nur 2 Kfz ausgestattet war (1 PKW für den Hu-Führer und 1 LKW für diverse Transporte) ging es ebenfalls in Marschordnung mit einer Vielzahl vorher einstudierter Marschlieder laut singend durch Coburgs Straßen, zum ca. 6 Kilometer entfernten Lauterberg, unserem Übungsgelände, nahe der damaligen Zonengrenze.

Obwohl der letzte Weltkrieg eine ganze Weile bereits beendet war, brüllte nicht selten und ganz plötzlich eine Stimme "Tiefflieger von links" oder "...von rechts", worauf wir weisungsgemäß im jeweils entgegengesetzten Straßengraben Deckung suchten. War kurze Zeit vergangen, erwies sich dann das Ganze überraschenderweise als Fehlalarm und wir durften unseren Fußmarsch fortsetzen.

Hatte man die zahlreichen Übungsteile hinter sich gebracht, die oft im Laufschritt oder im Sturmangriff zu bewältigen waren, ging es den gleichen Weg, den man gekommen war, wieder zurück in unsere Unterkunft. Da, wie eingangs bereits erwähnt, der Sommer 1959 ein sehr heißer war, kam man ziemlich erschöpft und verschwitzt dort an. War noch Zeit bis zum Mittagessen, machte man sich etwas frisch und reinigte Kleidung und Waffen, denn nach kurzer Ruhepause waren in der Regel Kleider- und Waffenapelle sowie diverse Unterrichte angesagt.

Größten Wert bei unserer ½-jährigen Grundausbildung legte man auf die Körperertüchtigung in Form sportlicher Übungen. Neben Handball waren vor allem Leichtathletik sowie Schwimmen die Schwerpunkte. Nachdem man einige Talente unter uns entdeckt hatte, wurden diese auf eine Startliste für eine im Sommer geplante Abteilungsmeisterschaft gesetzt. Was sich dann an den Wettkampftagen ereignete, ging nachhaltig in die Geschichte der 13. Hundertschaft ein. Denn, womit niemand gerechnet hatte, sowohl bei den im Grenzdienst eingesetzten Hundertschaften, wie auch bei unserer Führung, belegten alle jungen Grenzjäger der Ersten 13. Hu. die vordersten Plätze.

Wie man sich unschwer vorstellen kann, gab es bei den unterlegenen Hundertschaften nur erstaunte und betroffene Gesichter, aber andererseits eine voller Stolz geschwellte Brust bei der Führung der 13. Hundertschaft. Noch nach vielen Jahren sprach man aufgrund dieses Ereignisses von der legendären Ersten 13. Hundertschaft.

An dieser Stelle sollte nicht unerwähnt bleiben, dass wir nicht nur gute Sportler waren, sondern in der Folgezeit es immer wieder einzelne Angehörige der 13. Hundertschaft zu beruflichen Karrieren brachten; sowohl in der Beamtenlaufbahn, wie auch in der freien Wirtschaft, in die sie nach Beendigung ihrer Dienstzeit beim BGS gewechselt waren.

Nach dem Ende unserer ½-jährigen Grundausbildung und der anschließenden Spezialausbildung musste Platz für die nachfolgenden Neuankömmlinge, der Zweiten 13. Hundertschaft, geschaffen werden. Bis auf wenige unter uns, die man als besonders förderungswürdig einstufte, wurden wir auf die im Grenzdienst tätigen Hundertschaften versetzt, wobei der größte Teil der 9. Hundertschaft zugeteilt wurde.

Am Ende unserer 8-jährigen Dienstzeit (wir waren alle nur "Beamte auf Widerruf" und mussten uns deshalb bei anderen Organisationen und Dienststellen bewerben), zerstreute sich unsere Hundertschaft in alle Winde. Nur ganz wenige Kontakte einzelner Kameraden blieben erhalten.

Kurz nach dem Wechsel in das Jahr 2000 traf sich ein kleines Grüppchen ehemaliger Grenzjäger bei einer größeren Feier in Coburg, in deren Folge man den Entschluss fasste, alle der damals Angehörigen Ersten 13. Hundertschaft ausfindig zu machen, um ein großes Wiedersehenstreffen in Coburg zu organisieren.

Zwei Jahre später, im Jahr 2002, war es dann so weit. Nach unzähligen "Ermittlungstätigkeiten", bei denen sich explizit Manfred Krug, Rudolf Bayer, Günter Schlecht, Fritz Kolb, Helmut Rainer und Heinz Haller hervortaten, hatte man bis auf ganz wenige "Verschollene" fast alle "Grenzjäger" der Ersten 13. Hundertschaft ausfindig gemacht. Im Juni 2002, nach inzwischen vergangenen 43 Jahren, fanden sich dann sage und schreibe nahezu 100 Kameraden in der inzwischen aufgelassenen Hindenburgkaserne ein, um dieses Ereignis gebührend zu feiern.

Wie man sich unschwer vorstellen kann, war die Wiedersehensfreude riesig. Um die sich in der Zwischenzeit etwas veränderten Gesichter wiederzuerkennen, hatte das Organisations-Team Namensschilder verteilt, die sich jeder an die Brust heftete, was sich im Einzelfall als sehr hilfreich erwies, denn die Gesichter hatten sich in der Zwischenzeit wahrhaftig etwas verändert.

Zur allgemeinen Überraschung waren als geladene Gäste, neben einigen unserer ehemaligen Ausbilder, auch der Coburger Landrat Karl Zeitler, der damals amtierende Oberbürgermeister Norbert Kastner sowie der damalige 3. Bürgermeister und jetziger Oberbürgermeister Norbert Tessmer erschienen. Alles ebenfalls ehemalige Angehörige des BGS Coburg, die ihre Verbundenheit zu uns hiermit zum Ausdruck brachten und auch bei zahlreichen nachfolgenden Treffen ebenfalls stets zugegen waren.

Bei allen unserer zahlreichen nachfolgenden Treffen stellte man sich oft die Frage, wie ist es möglich, dass nach so vielen Jahren eine so enge Verbundenheit unter uns ehemaligen Kameraden besteht und man trotz unseres mittlerweile sehr hohen Alters zum Teil sehr weite Anreisen auf sich nimmt.

Wie ich denke, sind hier mehrere Faktoren entscheidend, die ich wie folgt zu begründen versuche:
Wir waren in den Jahren 1937 bis 1941 geboren und aufgewachsen in den Jahren des 2. Weltkriegs. Haben alles Leid miterlebt, das uns diese unselige Zeit vor Augen geführt hatte. Viele unter uns haben als Kinder unsere Städte brennen sehen; hatten ihre Väter während des Krieges verloren oder sahen sie erst nach vielen Jahren erstmals, nachdem diese aus russischer Gefangenschaft heimgekehrt waren.

Eine große Anzahl unter uns musste mit ihren Familien vor den anrückenden russischen Verbänden fliehen oder waren aus ihrer Heimat vertrieben worden und waren irgendwo auf einem Bauernhof gelandet, wo sie nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen wurden. Wir erlebten die sog. Besatzungszeit durch unsere "Befreier", wie man die Soldaten der US-Armee damals nannte. Hunger und große Not waren für sehr viele ihr täglicher Begleiter und infolge der Wohnungsnot war man es gewohnt, auf engsten Raum zusammenzurücken, zu teilen, sich für den anderen einzusetzen und zu helfen.

Als wir nach unserer Schulzeit auf Lehrstellensuche gingen, konnte man meist aufgrund der allgemeinen Arbeitsmarktsituation keinen "Wunsch-Ausbildungsplatz" bekommen und musste zufrieden sein, überhaupt einen bekommen zu haben. So war man glücklich, nach bestandener Einstellungsprüfung beim Bundesgrenzschutz einen sicheren Arbeitsplatz als Beamter auf Widerruf gefunden zu haben, wo man in der Mehrzahl auf Menschen traf, die gleiche Schicksale hinter sich hatten.
- Dies sehe ist als Hauptgründe, weshalb wir uns so gut in der großen Gemeinschaft des BGS integrierten und als eine Kameradschaft uns sahen, die bis zum heutigen Tag als solche Bestand hat.

Und so sind wir, mittlerweile fast alle 80 Jahre alt geworden, vermutlich zum letzten Male nach Coburg gereist, um nicht nur zu feiern, sondern auch voneinander Abschied zu nehmen und nur noch in der Erinnerung von alten Zeiten zu träumen, denn die Erinnerung, so sagt man, ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.

Über unser diesjähriges und wohl auch letztes in diesem Rahmen durchgeführte Treffen gib es wie folgt zu berichten:
Der Abend des Anreisetags war geprägt von zahlreichen Gesprächen untereinander, wobei an erster Stelle vor allem die Frage nach dem jeweiligen Gesundheitszustand und dem gegenwärtige Befinden im Vordergrund stand. Erst dann ging man über zu Alltagsthemen und Geschichten aus der zurückliegenden Zeit.

Eine kleine Abordnung stattete unserem ehemaligen Zugführer "Papa Grau" einen Kurzbesuch ab, der sich seit einiger Zeit in einem Coburger Altenheim befindet und dort seinen 90. Geburtstag gefeiert hatte.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer, der wie bereits schon erwähnt, in der Vergangenheit stets bei unseren Treffen zu Gast war, war auch diesmal wieder erschienen, um mit uns zu plaudern. Nebenbei erzählte er uns, dass er hin und wieder als damals noch kleiner Junge uns BGS-ler bei unserer Ausbildung auf einem nahe gelegen Sportplatz beobachtet hatte und dabei zu dem Entschluss kam "zum BGS werde ich niemals gehen". - Wie wir wissen, kam alles ganz anders. Er ging doch zum BGS, wurde dort Hundertschaftsführer und nach seinem Ausscheiden Oberbürgermeister der Stand Coburg.

Der 2. Tag unseres Treffens führte uns im Rahmen einer Busfahrt zunächst zur Wallfahrtskirche Gügel in der Nähe von Schesslitz. Diese auf einer Anhöhe und auf einem Fels erbaute Kirche, die ursprünglich eine Burganlage war, wurde in der Vergangenheit wiederholt zerstört. Zuerst von den Hussiten im Jahre 1430 und später im Bauernkrieg 1525. Das Besondere an diesem Bauwerk ist eine Zweiteilung. Im Untergeschoss befindet sich eine Kapelle, von der aus man über eine enge Wendeltreppe durch einen in den Fels gehauenen Gang in die obere Kirche gelangt.

Nach Besichtigung des gesamten Bauwerks, einer kurzen Andacht und einem Fürbitten, bei dem auch sehr kritische Worte zur allgemeinen Weltpolitischen Lage zu Worte kamen, ging die Fahrt zum auch im Frankenlied erwähnten Veitsberg, den wir nach einer vorherigen Stärkung im Gasthof Hummel zu Fuß erklommen, um von dort oben den grandiosen Blick in das Maintal und zum Staffelberg zu genießen.

Die weitere Reise führte uns über Bad Staffelstein zum Kloster Vierzehnheiligen, wo wir am Fuße der Anhöhe zum Kloster von unserem Kameraden Klaus Röder, dem Vorsitzenden der BGS-Kameradschaft Coburg, zu einer angekündigten "Schnapsrunde" erwartet wurden. Zur allgemeinen Überraschung war dies nicht eine "Schnapsrunde", sondern eine kleine Gartenparty in einem lauschigen, mit vielen Besonderheiten ausgeschmückten Gärtlein, in dem neben den Schnapsflaschen weitere diverse Getränke und auch eine kleine Tafel mit Speisen aufgetragen waren.

Gestärkt und frohgemut brachte uns unser Busfahrer Lotar wohlbehalten in unser Hotel, in dem wir den Tag bis in die Nachtstunden ausklingen ließen. Fazit:
Dies war das letzte in dieser Form durchgeführte Treffen der Ersten 13. Hundertschaft und auch der letzte Bericht der darüber geschrieben wurde. Zurückblickend waren alle unsere Treffen im Einzelnen gesehen wunderschöne Erlebnisse, die unser Dasein bereicherten und die uns immer in Erinnerung bleiben werden.

Ganz besonderen Dank möchte ich jenen Kameraden aussprechen, die in unermüdlicher Weise diese Zusammenkünfte ermöglichten. An erster Stelle Manfred Krug, ohne dessen Engagement und stetigen Antrieb alles irgendwann zum Erliegen gekommen wäre. Nicht zuletzt erwähnt werden darf Willi Richarz, dessen Mitwirken unsere Treffen erst zu großartigen Erlebnissen machten. Auch bei allen in der Vergangenheit zu unseren Treffen angereisten Kameraden möchte ich meinen Dank für ihre Teilnahme aussprechen, denn ohne deren zahlreiches Erscheinen wären all diese Treffen in dieser Form auch nicht möglich gewesen.

In diese jahrzehntelange kameradschaftliche Verbindung mischt sich aber auch die Erkenntnis, dass unser Tun und Lassen, unser aller Streben letztlich endlich ist. Und so gedenken wir auch unserer Kameraden und Vorgesetzten, die zwischenzeitlich verstorben sind. Auch ihnen gebührt die Ehre, und sie sind eingebunden in unsere beispielhafte Verbundenheit in der 13. Hu.

Ich wünsche allen Kameraden für die uns noch verbleibenden Jahre die nötige Gesundheit, Stabilität und Sorgenfreiheit die erforderlich ist, um das Leben noch zu genießen.

Danke und Grüße an alle, die bei den Treffen dabei waren und auch an jene, denen es nicht möglich war.
Fonse
 
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Unser großer Dank gilt wieder allen Beteiligten an der Organisation dieses Treffens, insbesondere unseren Kameraden Mane und Fonse.