Hu.-Treffen vom 25. bis 27. Juni 2004
in Oerlenbach und Coburg
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Treffen der ehemaligen 13. Hundertschaft
Von "verbotenen Lokalen" und Millionen-Transport
"Der
Bundesgrenzschutz war ein ganz besonderer Teil unseres Lebens". Nach 45 Jahren
trafen sich die Kameraden der ehemaligen 13. Hundertschaft am Wochenende an
ihrem Standort in Coburg.
Gemeinsam Erlebtes nach 45 Jahren wieder aufleben zu lassen, sei der Sinn des
Hundertschaftstreffens, sagte General a.D. Rudolf Thieser in seiner
Festansprache am Samstagabend in der Gaststätte der Kleingärtner in der
Spittelleite. Die starke Verbundenheit des Grenzschutzes mit der Stadt Coburg
und der Bevölkerung hob er heraus. Dies sei neben der Kameradschaft auch
ausschlaggebend für die große Teilnehmerzahl gewesen, meinte Thieser.
Der BGS in Coburg sei ein hervorragender Standort des
Grenzschutzkommandos Süd und zugleich ein sehr geschichtsträchtiger gewesen. Die
13. Hundertschaft, so der ehemalige Kommandeur des Grenzschutzkommandos Süd in
München, sei am 1. Juni 1959 in Coburg mit 130 Dienstanfängern aufgestellt
worden. Nach der Grundausbildung seien die Beamten nach weiteren Schulungen
schließlich im Wach- und Grenzstreifendienst eingesetzt worden.
Rudolf
Thieser blätterte im Tagebuch der 13. Hundertschaft und berichtete von einer
lebhaften Anfolge von Einsätzen und Ereignissen. Dabei erinnerte er an den
Transport von mehreren Millionen Mark ins Saarland und der Lebensrettung eines
zehnjährigen Mädchen vor dem Ertrinken. Der BGS der 50er Jahre habe eine
wichtige politische Aufgabe und Verantwortung gehabt und für die Sicherheit an
der Grenze zur DDR gesorgt, berichtete der General a.D.
Ein Teil der
Stadt-Geschichte
Der Bundesgrenzschutz sei nach den Worten von
Oberbürgermeister Norbert Kastner in Coburg zur Geschichte geworden, wenn auch
im Jahr 2004 mit dem BGS ein Stück fehle. Nach dem Abzug der Truppen habe die
Kaserne leer in der Landschaft gestanden. Die Stadt habe die Sporthalle und den
Sportplatz von der Bundesvermögensverwaltung erworben und aufgepeppt, erwähnte
der Oberbürgermeister bei der Begrüßung der Grenzschützer. Die HUK habe
zwischenzeitlich das Gelände gekauft und werde im nächsten Jahr 50 Millionen
Euro investieren und 200 neue Arbeitsplätze schaffen.
Die Stadt Coburg
verhandelt derzeit über den Kauf der Gesamtfläche des ehemaligen
Kasernengeländes. Die ehemalige Standortfahne erinnere, so sagte Norbert
Kastner, an den BGS-Standort Coburg.
Das Organisationsteam des
Kameradschaftstreffens mit Heinz Haller, Manfred Krug, Fritz Kolb, Günter
Schlecht, Helmut Rainer und Erich Buchta hatte ein interessantes und
informatives Zweitageprogramm zusammengestellt. Aus ganz Deutschland kamen 82
BGSler an ihren ehemaligen Standort um mit der ganzen "Hundertschaftsfamilie" zu
feiern. In Oerlenbach erlebten sie einsatzbezogene Fortbildung und praktische
Vorführungen auf dem Trainigsgelände.
Mit der Befehlsausgabe, der
Flaggenparade und einer Marschübung mit Gesang und Kappen endete der erste Tag.
Mit einer Grenzlandfahrt, einer Stadtführung und dem Besuch der Kunstsammlungen
ging das 2. Treffen der ehemaligen 13. Hundertschaft in Coburg weiter.
Bestimmte Lokale waren damals "für Grenzjäger nicht erwünscht", erzählte
der Spieß Günther Kandzia. Aber gerade das sei der Anreiz gewesen, im "Resi",
"Mohren-Cafe" oder im "Rosenbauer" mal ein Bierchen zu trinken.
"Neue Presse" Coburg vom 30. Juni 2004
Das Marschieren klappt noch ganz gut
Bundesgrenzschutz-Dienstanfänger von 1959 sahen sich erneut in Coburg wieder / Umfangreiche Recherchen
vonnöten
Coburg
Weil US-amerikanische Soldaten in der Hindenburg-Kaserne lagen, war die 13.
Hundertschaft der II. Abteilung des Bundesgrenzschutzes (BGS) in das ehemalige
Industriegebäude Brase im Kalenderweg ausgelagert. Die Einschränkungen dieser
Unterkunft schweißten die Männer jedoch besonders zusammen. 80 der 130
Dienstanfänger vom 1. Juni 1959 trafen sich am Wochenende zum zweiten Mal in
Coburg.
Dem ersten Treffen 2002 war fast ein Jahr Fahndungsarbeit bis in
die Toskana vorausgegangen, berichtete Heinz Haller. Zusammen mit Norbert Krauß
von der BGS-Kameradschaft, die ihre Traditionsräume in der verwaisten Kaserne
hat, Manfred Krug, Fitz Kolb, Helmut Rainer und Erich Buchta organisierte er ein
Wiedersehen. 16 Kameraden von einst leben nicht mehr. Doch heuer sei der Anteil
begleitender Damen etwas größer, stellte Haller trotzdem zufrieden
fest.
Eine schwere Krankheit versagte dem früheren Hundertschaftsführer,
dem Hauptmann im BGS Hans Wolfrum die Anreise aus Bad Kissingen. Doch "Spieß"
Günter Kandzia war da. Er wohnt seit seiner Versetzung 1952 in Coburg und trat
1989 als Hauptmeister in den Ruhestand. 1951 in Wildflecken in den BGS
eingestellt, habe er als Innendienstleiter im Rang eines Hauptwachtmeisters mit
den jungen Männern und manchen ihrer Streiche seine Mühe gehabt, erzählte er
schmunzelnd. 1929 im schlesischen Wohlau geboren, nahm er sechs Monate im
Zweiten Weltkrieg teil, flüchtete im Juni 1945 nach Tschechien und wurde nach
Bayern ausgewiesen. Als er mit Typhus in Waldsassen im Krankenhaus lag, schickte
sein Vater die Bewerbung für den BGS ab.
Das Klima und die Kameradschaft
in der 13. Hundertschaft habe vom Hundertschafts-Führer über das
Funtionspersonal der Ausbildungseinheit bis zu den untersten Dienstgraden
gepasst, stimmte auch Gert Schade zu. Die Ausbildung sei hart gewesen. Manchen
Unterführer waren die Kriegserfahrung und der Dienst in der Wehrmacht mit
Stubenappellen und Maskenbällen anzumerken, ergänzte Adolf Markl. Die
Abgeschiedenheit der Interims-Unterkunft Brase (sie wurde bis 1977 genutzt) habe
die Gemeinschaft in besonderem Maße geprägt. Ohne Auto hielt sich der Ausgang in
Grenzen. Es gab eine Kantine. Doch die baulichen und besonders die sanitären
Verhältnisse waren mangelhaft. Zum Duschen marschierten die Männer im
Trainingsanzug durch Tannenbergstraße und Lauterer Straße zur Kaserne. Der Weg
zur Geländeausbildung auf dem Lauterberg war ebenfalls etwas länger.
"Meine schönste Zeit"
Gert Schade war als Wehrpflichtiger
bis 1962 beim BGS. Er lebt heute in Bonn. Von der ehemaligen Bundeshauptstadt
schwärmte Adolf Markl, der die Zeit beim BGS als "absolut schönste und
vielseitigste Lebensphase" bezeichnete. Jahrzehnte waren Coburger Beamte zur
Wachhundertschaft an den Rhein abgestellt, die für die Sicherheit unter anderem
des Kanzleramtes sorgte.
Markl erlebte den ersten Besuch des
französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle in Bonn mit. Einen
Riesenrespekt habe Markl vor Konrad Adenauer gehabt. Dem Bundeskanzler konnten
die Beamten frühmorgens und spätabends begegnen. Damals habe Markls Interesse
für Politik seinen Anfang genommen.
Die Basis für seine berufliche
Karriere bis zum Konrektor der Hauptschule Rödental legte sich Erich Buchta beim
BGS. Er stammt aus Asch (Tschechien) und wuchs in Selb auf. Das Interesse am BGS
weckte sein Nachbar. Nach acht jahren Dienstzeit und Durchlaufen der Sonderstufe
7 an der Genzschutzfachschule holte Buchta sein Abitur nach, studierte in
Bayreuth und wurde 1970 Lehrer.
Landrat Karl Zeitler und die
Bürgermeister Wolfgang Dultz und Lankl nannte er als weitere Beispiele für die
solide Ausbildung beim Genzschutz. Nur 17 von 100 Bewerbern erfüllten die
strengen Anforderungen bei der Musterung. Gesundheit und Fitness standen an
erster Stelle. Der BGS beschäftigte damals noch keine zivilen Angestellten, war
in jeder Funktion unabhängig einsatzbereit und daher sehr vielfältig.
Zur
Grenzüberwachung stellte er Streifen, die zum Teil gemeinsam mit der
Grenzpolizei, dem Zoll und der US-Armee verliefen. Zur Grenzsicherung bei
leichten Krisen wie dem Minen- oder Zaunbau wäre der Grenzschutz im Kriegsfall
gekommen. Einzeldienst an Grenzen, Flughäfen und Botschaften habe es beim
"alten" BGS in geringeren Maß als heute gegeben.
Zufällig nach Coburg
einberufen wurden 1959 die Oberbayern Manfred Krug und Alfons Dorfner. Letzterer
suchte die Vestestadt erst einmal auf der Landkarte. 1965 heiratete er eine
Coburgerin. Nach Ende der Dienstzeit 1967 ging er ins Hotelfach, bewarb sich
später gleichzeitig als Geschäftsführer und bei der Stadtpolizei München. Schlag
auf Schlag seien bei der Polizei Laufbahnlehrgänge, Studium und Beförderungen
bis zum Hauptkommisar und eine Verwendung im Landeskriminalamt
gefolgt.
"Da stehe ich dann und kenne keinen" gestand Ernst Ameis seine
anfänglichen Hemmungen ein. Die Namensschilder helfen, bekannte Gesichter
zuzuordnen. Alte Fotos frischen Erinnerungen an Personen und Ereignisse auf.
Kameras klicken. Wer gehörte in die Gruppe, in den Zug? Militärische Begriffe in
Gesprächsfetzen machen deutlich, dass der damalige und der heutige
Bundesgrenzschutz wohl wenig mehr als Namen gemeinsam haben.
Aufruf zum Antreten
Krug ruft zum Antreten. Nach dreieinhalb Jahren beim
BGS studierte er und wurde Ingenieur. Es dauert etwas, bis sich die Männer
sammeln. Nach wenigen Schritten passt dann der Gleichschritt. Hartmut Martin
spielt den kleinen Zapfenstreich auf der Trompete. Norbert Krauß hisst eine
Bundsdienstflagge vor dem Kasernentor. Nach zwei Linksschwenkungen, die nicht
einfach zu bewerkstelligen sind, aber perfekt klappen, marschieren die Kameraden
zu Marschliedern eine kleine Runde durch das leer stehende Areal.
Eine
Kurzanweisung und praktische Vorführungen im einsatzbezogenen Aus- und
Fortbildungszentrum des Grenzschutzpräsidiums Süd in Oerlenbach ging dem
Begrüßungsabend voraus. Am Samstag schloss sich eine Stadtführung und eine Fahrt
entlang der einstigen innerdeutschen Grenze an. Ein Kameradschaftsabend mit
Ehrengästen wie dem ehemaligen General im Bundesgrenzschutz, Rudolf Thieser,
sowie dem Frühschoppen am Sonntag beendeten das gelungene
Treffen.
"Coburger Tagblatt" vom 30. Juni 2004
Bayer Rudolf (Kare) mit dem Plakat vom 2. Treffen der ehem. 13. Hu. vom 25.-27.06.2004 in Coburg
Flaggenparade am 25.06.2004 vor der Hindenburgkaserne in Coburg
Die Ehrengäste (u.a.m) beim BGS-Treffens der 13. Hundertschaft am Samstag,
den 26. Juni 2004.
General a.D. Thieser Rudolf (3. von rechts) hielt die
Festrede.
Namen (v.l.): Krug Manfred, Kolb Fritz, Haller Heinz, Hptm. i.BGS a.D. Hopf Karl, Spieß Kandzia
Günter, Zugführer 1. Zug Grau Alfons, Oberbürgermeister der Stadt Coburg Kastner
Norbert, PD i.BGS a.D. Judex Helmut, 3. Bgm. der Stadt Coburg u. ehem. PHK i.BGS
Tessmer Norbert, Frau Thieser, General a.D. Thieser Rudolf, PHK i.BGS a.D.
Schmidt Hans-Jürgen, Lt. i.BGS (1959) Artinger Robert
Organisationsstab für das 2. Treffen 25.-27.06.2004 bei
einer Vorbesprechung am 26.03.2004
Namen (v.l.): Grau Alfons (Papa Grau), Buchta Erich, Krug Manfred, Kolb Fritz, Rainer
Helmut, Kandzia Günter (Spieß), Haller Heinz
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