Unternehmen Zugspitzumrundung Teil II vom 3. bis 7. September 2013

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Teilnehmer: Sepp Kappelsberger, Willi Ruiner, Mane Krug

2013 Unternehmen Zugspitzumrundung Teil II erfolgreich abgeschlossen, aber mit einem Wermutstropfen
(siehe Berichte 2007 und 2011)

Dienstag, 3. September 2013:
Wieder einmal heißt es für die ehem. Grenzjäger von der 13. Hundertschaft Coburg Sepp Kappelsberger, Willi Ruiner und Mane Krug:
"Um 19 Uhr sammeln im Basislager Murnau, beim Sepp!"

Auf diesen Einsatzbefehl warten die Kameraden schon, seitdem 2007 Teil I erfolgreich durchgeführt war. Es herrscht Hochstimmung in der Mannschaft, die Wetterprognose ist optimal. Optimal ist auch das Wammerl mit Kraut und Semmelknödel beim Abendessen im Griesbräu, eine gute Grundlage für den morgigen Start. Der Sepp überrascht uns zuhause noch mit Zitterklängen, wie wir sie bisher noch nicht gehört haben: großes Kompliment! Als Betthupferl spielt er uns noch den "Bua vom Loisachtal" Alles klar: um sechs Uhr wird uns der Weckruf: "Hundertschaft, aufsteh'n!" aus den Schlafsäcken holen.

Mittwoch, 4. September 2013:
6 Uhr, wo bleibt der Weckruf? Gerädert betritt Sepp unser Schlaflager und erklärt, er habe in der Nacht gegen eine Attacke gekämpft, die mit dem Herz zusammenhängen könnte. Wir stehen vor einer neuen Lage! Für ihn ist die Tour erst mal kein Thema mehr - und hier steckt der Wermutstropfen - er wird sich unverzüglich beim Arzt melden. Willi und Mane müssen sich zunächst alleine durchschlagen. Sepp erläutert an Hand der Kompasskarte nochmals die geplante Route. Nach dem Frühstück bringt er uns mit dem Auto in unsere Ausgangsposition im Leutaschtal. Noch ein "Berg heil", dann marschieren wir los, ohne Sepp. Ein merkwürdiges Gefühl. Der Höhenmesser zeigt 1000 m an, es ist 8 Uhr.

Erstes Ziel ist die Meilerhütte 2372 m. Vor uns türmen sich also 1300 Höhenmeter auf, das ist für den Start schon eine beachtliche Herausforderung. Die Hütte steht auf dem Sattel im Talschluss des nach Westen gerichteten Bergleintales, flankiert von recht fotogenen Felswänden. Langsam setzen wir uns in Bewegung; sehr angenehm empfinden wir den noch kühlen Waldsteig. Nach der ersten knappen Stunde Marscherleichterung; die Sonne hat uns erreicht. Mit steigender Höhe werden die Schattenspender rarer. Unbeirrt geht es in ruhigem festen Schritt bergauf. Willi kämpft tapfer gegen das Aufmucken der großen Zehe. Zwischendurch ein Schluck Wasser. Wir kommen zügig voran. Allmählich lassen wir den Grünbereich unter uns, die Wärmestrahlung des Gerölls ist spürbar. Nach gut vier Stunden: hoch verdiente Pause auf einem Bankerl direkt am Weg. Ganz in der Nähe steht die verriegelte Mustersteinhütte mit markantem Holzkreuz auf einem Felsen, 2000 m. Wir trinken reichlich, knabbern Müsliriegel und sind beeindruckt von dieser gewaltigen Bergwelt. Halluzinationen wie Biergarten mit Kastanienbaum erscheinen. Vergiss es! In einer guten Stunde ist ein kühles Weißbier Realität!

Der Weiterweg führt mehr und mehr über Mondlandschaft ähnliches Gelände. Die Meiler Hütte rückt hoch oben auf dem Sattel ins Blickfeld. Lange Passagen queren steile Geröllhalden; "unbarmherzige" Sonneneinstrahlung! Wir müssen kämpfen! Immer häufiger kurze Stehpausen, der Griff zur Flasche. Für solche Situationen hat man Party-Tomaten im Rucksack! Die kommen jetzt zum "Einsatz" und zwei Kameraden erleben beinahe ein "comeback-Gefühl!". Nach gut fünf Stunden Aufstieg heißt es endlich ganz real: "Prost, Prost Kamerad…!" auf der Terrasse der Meiler Hütte.

Bei der Hüttenköchin, einer sehr sympathischen älteren Frau, folgen wir dem Rat unserer Augen und Nase - ein Gast trägt Hütteneier mit Bratkartoffeln und Speck an uns vorbei - und ziemlich spontan entscheiden auch wir uns für dieses Gericht. Ein weiterer Gast, "er" heißt Johanna, trägt ebenfalls ihr Gericht ins Freie: eine Tasse Kaffee mit Kuchen mit dem Hinweis, "das reicht leicht!" Das Ende vom Lied: Das Essen war sehr gut: aber Johanna hatte Recht! Wir haben uns regelrecht überfressen. Aber immerhin, mit dieser Taktik hatten wir mit Johanna elegant angebandelt! Da sie in Elmau zuhause ist, wurde sie auch noch als Bergführerin in Anspruch genommen; sie kennt jeden Berg. Natürlich machte sie auch gerne Bilder von uns und genauso machten wir Bilder von ihr und endlich auch von uns Drei! Alles was hier beschrieben ist, ereignete sich unter dem immer wieder bestaunten Panoramablick von Zugspitze 2962 m, Waxenstein, Alpspitze 2628 m, Hochblassen 2707 m, Partenkirchner Dreitorspitz 2638 m, Schachenhaus, kurzer Tiefblick ins Reintal mit der Partnach...in westlicher Richtung. Nach Osten schauen wir nochmals zurück durch das Bergleintal ins Leutaschtal auf unsere Schweißtour, und das westliche Karwendel.

Gegen 15 Uhr verlassen wir die Meiler Hütte, sie war der höchste Punkt der gesamten Tour, 2372 m. Es geht nun runter zum Schachenhaus 1866 m, Übernachtung. Ein kleiner Lichtblick: Johanna hat am Schachenhaus ihr Mountainbike stehen. Also, gemeinsamer Abstieg. Sie findet es stark, dass wir ehemalige Grenzjäger nach so vielen Jahren immer noch gemeinsame Sache machen; da war der Sepp imaginär auch dabei. Verabschiedung von Johanna; wir nehmen noch an der letzten Schlossführung um 17 Uhr teil. Wir versprechen ihr Fotos und den Link auf unsere Homepage.

Schloss Schachen befindet sich noch weitgehend in dem Zustand, wie es unser Kini Ludwig II 1866 erbauen ließ. Ein Wort zum Haus Schachen: Perfekter Betrieb, leider fehlt die gemütliche Atmosphäre, die man sich auf einer Hütte wünscht. Der herrschende Ton erinnert eher dem einer Kaserne.

Donnerstag, 5. September 2013:
Um 9 Uhr verlassen wir unser Quartier; Ziel Kreuzeckhaus 1650 m. Ein sehr steiler, schattiger Abstieg in das Reintal steht bevor, gute 800 Höhenmeter. Erhöhte Trittsicherheit ist gefordert. Kurz unterhalb des Schachenhauses halten wir inne: ein Aussichtspunkt 1861 m lässt uns noch einmal bei besten Sichtverhältnissen einen faszinierenden Panoramablick erleben. Fotos! Zweieinhalb Stunden später stehen wir mit wackligen Knien endlich im Talgrund 1050 m. Was für ein Empfang: Die urgemütliche Bockhütte mit großem einladenden Biergarten, direkt an der reißenden Partnach. Wer kann es nachempfinden, wie uns dieses Weißbier unter dem weiß-blauen Himmel geschmeckt hat? Warum müssen wir dieses kleine Paradies nach einer Stunde schon wieder verlassen?

Die Pause ist vorbei, die Rucksäcke sind wieder da, wo sie hingehören: auf den Rücken der zwei Kameraden! Zum Tagesziel Kreuzeckhaus 1650 m, sind über den Bernardeinweg vier Stunden angesagt. Nach dem feucht/schattigen Abstieg ins Reintal 1050 m, erwartet uns jetzt ein angenehmerer waldiger Aufstieg, der jedoch den freien Blick kaum beeinträchtigt. Bis zur Höhe 1500 m führt der Weg schweißtreibend steil bergauf, den Hohen Gaifkopf 1864 m teil umrundend. Dann geht es eher angenehm und ohne große Höhenschwankungen unserem Ziel entgegen. Die letzten 30 Minuten begleitet uns der weit bekannte, achtzigjährige, vollbärtige, hoch verdiente DAV-Hochtourenführer Sepp Winter. Wir wollten ja nur nach dem Namen eines Berges fragen, es wurde aber ein Grundsatzreferat über die Entwicklung des Alpinismus!

Unsere "Hütte" rückt immer näher; Touristen, Autos, Gondelbetrieb… sind wir hier richtig?? Zweifel sind angesagt! Kontakt aufnehmen, Zimmer beziehen etc. Wir spüren etwas Menschliches in diesem "Betrieb". Mit diesem Gefühl werden wir morgen Früh' unsere "Hütte" auch verlassen, mit dem Sepp!

Nach Kaffee und Kuchen auf der Terrasse begeben wir uns in den Duschbereich; 50 Cent, drei Minuten heißes Wasser mit kräftigem Druck. Willi und Mane sind gerade dabei sich unter die Dusche zu stellen, da betritt eine junge Dame den Raum und erkundigt sich: "Können sie mir sagen, warum sie bei den Damen duschen?" "Eh, sind nicht sie bei den Herren?" "Ach, egal, ich gehe da einfach rein!" Tut das, entkleidet sich entschlossen, bis auf den Tanga und den BH. Wie geht es weiter? "Irgendwo muss eine Grenze sein!" So entschwindet sie in die Kabine zwischen Willi und Mane, in die sich ihr Freund bereits mit der Handhabung der Duschapparatur beschäftigt. Hier enden leider unsere Beobachtungen! Schade!

Abendessen im Panoramasaal. Die Alpspitze 2628 m, entschwindet allmählich in der Finsternis. Am Tisch vor uns sitzt eine Bergsteigergruppe mit ihrem Führer und bespricht die morgige Tour. Wir nehmen nochmals Kontakt auf mit Sepp: morgen gegen 9 Uhr kommt er mit der ersten Gondel.

Freitag, 6. September 2013:
Frühstück auf der Terrasse mit faszinierendem Blick auf die Alpspitze, kein Wölkchen am Himmel. Freudige Begrüßung unseres Führers Sepp; pünktlich um 9 Uhr meldet er sich zurück, nachdem ärztliche Bedenken nicht mehr bestehen! Auf geht's zum gemeinsamen Finale.

Über Hupfleitenjoch 1754 m, Knappenhäuser 1527 m, Höllentalangerhütte 1387 m, Höllentalklamm und Höllentaleingangshütte nach Hammersbach und zur Kreuzeckbahn 760 m.
Der Einstieg über den Abstieg erfordert nochmals einen Aufstieg von 100 Höhenmetern zum Hupfleitenjoch. Hier berauschen wir uns erst einmal von dem Tiefblick ins wilde Höllental, auf Zugspitze und Waxenstein. Bis zur Höllentalangerhütte wildromantischer Abstieg; (Balkonsteig!) erfordert Trittsicherheit und Konzentration; teilweise Seilsicherungen. Kurze Rast bei den Knappenhäuser mit netter Bananenszene! Mane bietet einer Bergsteigerin (mit Mann) an, seine Banane abzuknabbern. An der Höllentalangerhütte treffen wir das Paar wieder. Der Aufenthalt hier bekommt eine besondere Bedeutung, die Hütte wird in den nächsten Wochen abgerissen. Umso mehr schätzen wir die letzte Gelegenheit für eine deftige Brotzeit und den Hüttenstempel im Tourenbuch.

Mit der der letzten Etappe reihen wir uns wieder in die Menge ein und geben es bald auf, Jedem einen Gruß zu entbieten.???

Ein letzter Höhepunkt: die Höllentalklamm! Gewaltiges Naturerlebnis. Um es auf die kleinstmögliche Erklärung zurückzuführen könnte man vielleicht sagen: Steter Tropfen höhlt den Stein! Im Höllentaleingangshütterl erfreuen wir uns noch an einem Haferl Kaffee mit Kuchen. Und weiter geht es abwärts, am Hammersbach entlang, der Steig hat sich schon längst in eine Straße verwandelt. Mane findet endlich noch einen Zugang zu einer kleinen Gumpe, um sich dem Urelement Wasser in seiner ganzen Wildheit für einige Sekunden hinzugeben und wie neu geboren wieder dem Wasser zu entsteigen.

Auf den letzten Metern zum Parkplatz meldet sich noch ein gewaltiger Donner und erst beim Rückblick Richtung Zugspitze erkennen wir: da oben tobt ein Gewitter. Kurz darauf sitzen wir im geschützten Auto. Nächster Stopp: wieder im Basislager Murnau!
Gemütliches Abendessen im Biergarten beim Ändl, besonders schön: Auch Gerlinde sitzt mitten unter uns Kameraden. Wieder daheim beim Sepp, lassen wir den Abend ausklingen. Keller, Zitherklang, …

Samstag, 7. September 2013:
Weckruf mit Zither; das war eine Überraschung! Nach dem Frühstück wunderschöne Wanderung durch Murnau, wir landen wieder beim Ändl. Letzter Programmpunkt: Weißwurstfrühstück!

Gegen 12.30 Uhr Verabschiedung von Gerlinde und Sepp und Rückfahrt von Mane und Willi nach Ebersberg und Offenbach.
(Mane Krug)



 
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