Teilnehmer: Sepp Kappelsberger, Willi Ruiner, Mane Krug
Nach längerer Zwangspause (Achillessehne!) war der inzwischen sehr erfolgreiche Aufklärungstrupp der ehem. 13./ GSG 2 - Sepp - Willi - Mane - wieder im Einsatz.
Geplant war, von Leutasch aus (hier endete die Zugspitzüberschreitung 2007), die Umrundung des Zugspitzmassivs zu vollenden. Frühzeitiger Schneefall verhinderte das Vorhaben und so hat sich unser Bergführer Sepp spontan für ein Stückerl vom Stubaier Höhenweg entschlossen, nach dem Motto: Egal wo wir aufklären, Hauptsache es wird...!
Grober Ablauf:
Am 29.09.2011 vom Talschluss Stubaital (Mutterbergalm 1720 m) über die Dresdner Hütte (2308 m) und den Großen Trögler (2902 m) zur Sulzenau Hütte (2191 m); dort Übernachtung. Am 30.09.2011 weiter über das hohe Niederl (2680 m) zur Nürnberger Hütte (2297 m) und Abstieg ins Tal zur Ranalt-Busstation (1370 m).
Mittwoch, 28. September 2011:
Willi und Mane starten von Ebersberg aus nach Murnau und finden beim Sepp und seiner Frau Gerlinde, wie schon so oft, eine gemütliche Herberge mit Komfort, in der man sich wirklich nur wohl fühlen kann.
Erste Maßnahme: Fußmarsch zum Abendessen im Griesbräu, auch Gerlinde geht mit.
Sepp und Mane greifen zum deftigen Wammerl mit Blaukraut und Knödl, Willi besteht auf Weißwürscht mit Brezn. Beim "Weißwurschthandling" denken Sepp und Mane: Das arme Schwein muss jetzt zum zweiten Mal leiden! (nix für Unguat, Willi!). Gerlinde entscheidet sich für eine kalte Platte.
Das war schon mal ein zünftiger Einstand.
Nach der Planungsbesprechung im Quartier ist alles klar. Willi und Mane kriechen zufrieden und in gespannter Erwartung auf das Stubaital in ihre Schlafsäcke.
Donnerstag, 29. September 2011:
Mit einem entschlossenen "Hundertschaft aufstehn!" weckt der WvD Kappelsberger pünktlich um 6.45 Uhr seine zwei Grenzjäger. Es müssen Heinzelmännchen am Werk gewesen sein, denn ein fantastisches Frühstück empfängt uns. "Dea Dog fangt scho guad o!" Danke Gerlinde!
Also, Motoren anwerfen, auf geht's. Brennerautobahn, Ausfahrt Schönberg im Stubaital. In der Ferne grüßen schon die Gletscherberge. Wir fahren bis zur Mutterbergalm im Talschluss, Höhe 1720 m. Riesiger Parkplatz, kaum Autos. Die Hochsaison ist längst vorbei. Scheußliche Liftanlagen beherrschen die Szene. Absitzen!
Wir schalten auf "Berggang", 580 Höhenmeter bis zur Dresdner Hütte (schon geschlossen) liegen vor uns. Aufbruchstimmung: Morgentau, zum Teil Raureif auf der Schattenseite, angenehme Frische. Der Rucksack fühlt sich gut an. Die Lust steigt!! In eineinhalben Stunden sind wir gut aufgewärmt an der Dresdner Hütte. Pause auf Höhe 2308 m! Man könnte die Hütte auch als Lift-Hauptbahnhof bezeichnen; nicht schön, aber anscheinend wichtig!
Pausengestärkt und bei strahlender Sonne gehen wir die zweite Etappe an. Sie ist ganz schön anspruchsvoll, die zahlreichen exponierten Stellen sind mit Stahlseilen versichert. Der Weg führt zunächst angenehm bergauf, wird aber etwa ab Höhe 2400 m ziemlich steil. Auf dieser Höhe zweigt der kürzere Steig über das Peiljoch zur Sulzenau Hütte ab. Wegen unberechenbarer Schneesituation wählen wir die Tröglervariante und halten beharrlich unseren Schritt! Immer wieder schweifen die Blicke fasziniert in die Gletscherwelt. Das Zuckerhütl im Süden, mit 3500 m das Dach der Stubaier ist zum Greifen nah. Im Norden grüßt uns majestätisch die bekannte Ruderhofspitze mit über 3400 m.
Die Auslöser an den Digitalkameras sind auf "Dauerfeuer" gestellt. Wer denkt bei diesem großartigen Schauspiel an die kleinen Dinge, die uns oft so wichtig sind? Sogar die große Zehe vom rechten Fuß, die anfängt zu rebellieren, wird ignoriert....natürlich, wie lange noch?? Hallo Willi, wie geht's?
Mit dem Großen Trögler, 2902 m, erreichen wir nach zwei Stunden den höchsten Punkt der gesamten Tour. Auch vom Panorama her ein Höhepunkt! Wir folgen dem Gipfelgrat etwa 1000 m in NO-Richtung, bis uns der Steig in einem großen Bogen in SO-Richtung sehr steil bergab zur Sulzenau Hütte führt. Nach knappen zwei Stunden Abstieg sind wir am Ziel.
Der Brunnen vor der Hütte lädt zu einer quasi Ganzkörpererfrischung ein. Der erste Schluck zur inneren Erfrischung ist beinahe eine heilige Handlung! Auf dem Bankerl vor der Hütte: Die Bilder zeigen strahlende Gesichter! Immer wieder richten sich unsere Blicke zur "schwarzen Wand" mit dem langen Grat, auf dem das Gipfelkreuz des Großen Tröglers schwach zu erkennen ist.
Ein ruhiger Hüttenabend geht dahin. Interessante Unterhaltungen stellen sich ein. Ein älterer Herr erzählt z.B. dass er schon in 96 Bergseen geschwommen ist und er seine entsprechende Ausrüstung immer dabei hat. Sobald er hundert solche Seen durchschwommen hat, will er darüber ein Buch herausgeben. Am Nebentisch sitzen jugendliche Burschen aus Brandenburg. Mit ihnen entwickelt sich eine kleine Gesangsrunde. Der "Bua vom Loisachtal" durfte natürlich nicht fehlen.
Sepp muss vor dem Bettgehen noch Gymnastik machen. Beweismaterial liegt vor.
Freitag, 30. September 2011:
Heute geht es über das 2680 m hohe Niederl und die Nürnberger Hütte (2280 m) wieder ins Tal, nach Ranalt (1303 m). Als "Niederl" stellt man sich zwar eher etwas "niedliches" vor, ist aber in Wirklichkeit ein anspruchsvolles Vorhaben, das unsere volle Konzentration erfordert; sowohl beim Auf-, als auch beim Abstieg. Schneepassagen sind zu überwinden, exponierte Lagen sind stahlseilversichert.
Das Gipfelkreuz und ein Marterl laden zum Verweilen ein. Rundum Panoramablick bei stahlblauem Himmel. Blickfang ist natürlich der Grünausee mit dem dahinter liegenden Wilden Freiger (3324 m) und seinen Gletschern. Die Nürnberger Hütte winkt herauf; noch eine letzte knappe Stunde konzentrierter Abstieg, dann haben wir's geschafft! Bei hochsommerlichen Temperaturen genießen wir die Sonne und die vielleicht letzten Spinatknödeln in dieser Saison. Die Hütte geht jetzt erst mal in Urlaub! Die guten Geister des Hauses haben ihn verdient.
Beim Abstieg zur Ranalt-Busstation (1370 m) meint es die Sonne fast zu gut mit uns. Der Weg Nr.134 zieht sich endlos lange dahin.Die Spinatknödel liegen noch schwer im Magen. Zwei Stunden brauchen wir für die letzten 910 Höhenmeter, dann ist das Unternehmen "Stubaital" mit einem starken Gefühl von Zufriedenheit beendet.
Nach einer kurzen Kaffeepause in der Geier Alm und einem letzten Blick auf den Stubaier Gletscher und das Zuckerhütl fuhren wir wieder über Innsbruck und Garmisch zurück nach Murnau (bzw. nach Ebersberg/Offenbach).
Das Gelände kann somit als "aufgeklärt" eingestuft werden.
Danke Sepp! "Hurraa" auf unsere gute Kameradschaft!
(Mane Krug)