Die Rhön zum zweiten Mal
Treff "Ehemalige Dreizehnte" vom 17. bis 19. Juli 2015


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Rudi Bayer hat schon 2008 ein Hu.-Treffen in der Rhön/Sennhütte organisiert, bei dem nur Orte diesseits der Grenze aufgesucht wurden. 2015 war unter dem Motto "Diesseits und Jenseits der Grenze" wiederum die Rhön unser Ziel.

Willi Richarz führte uns in Fortsetzung des Themas "Diesseits und jenseits der Grenze", bei dem wir im vergangenen Jahr den Abschnitt "Frankenwald" aufgesucht hatten, nun in den nördlichen Abschnitt unseres früheren Zuständigkeitsbereichs, mit Einbeziehung des benachbarten Thüringen.

Ziel: "Eisenacher Haus", eine ehemalige "Stasi-Unterkunft" unterhalb des sog. "Ellenbogen", von wo aus die Sicherungskräfte der ehem. DDR den Westen aushorchten.

Nach dem Fall der Grenze erlebte das Gebäude viele Besitzerwechsel und Umbauten. Heute ist es ein Hotel mit ca. 100 Betten und wird von einem Menschen geführt, der unglaublich vieles erlebt hat und aus diesem ereignisreichen Leben auch bereitwillig vieles zu erzählen hat.

Der folgende Bericht wurde von allen verfasst, denen es gefallen hat und denen der Text aus der Seele spricht":

Der spitzbübische Leitspruch unseres Rhön-Wirtes und Reisebegleiters Günther Lehmann
"Die Rhön ist schön --
ohne Rhöner ist sie noch schöner"
verdient Zustimmung und heftigen Protest zugleich!

Die herbe Schönheit der "weiten Fernen" in der "langen Rhön" (vom Frankenheimer Höhenzug nach Süden in Richtung Bischofsheim) und der "Kuppen-Rhön" (mit Wasserkuppe und Milseburg) nach Westen bzw. Norden kann man nur mit Begeisterung in sich aufnehmen! Sich aufbäumende Wolkenberge und Bündel von Sonnenbalken über buckligen Flächen mit Trockenrasen oder sattgrünen Mischwäldern, dazwischen sturm- und kältegebeutelte Baumgespenster, bilden am 17. Juli einen faszinierenden Rahmen für unsere Anreise zum Kameradschaftstreffen der "Ehemaligen Dreizehnten". Wer den Weg trotz streikender Navigation zum "Eisenacher Haus" findet - alle 41 Teilnehmer! Respekt! - und den kurzen Fußweg hinauf zum Aussichtspunkt "Ellenbogen" spaziert, ist sofort gefangen von dieser karg-betörenden Landschaft im Herzen Deutschlands!

Der zweiten Zeile des Spruches müssen wir nach unseren Erfahrungen spontan widersprechen! Immerhin haben wir sechs "echte Rhöner" kennen gelernt - alle auf ihre Weise gesprächig, nett und hilfsbereit! Und was wäre die Rhön ohne ihre Schafe?

Fonse und Willi treffen beinahe als erste am Hotel ein - für Fonse sofort der Beginn größter geistiger Herausforderungen! Mit Bravour absolviert er seinen LLL-Lehrgang (Leiter der Liege-Logistik) und bringt unsere Teilnehmer weitgehend wunschgemäß unter. Der Rest ist eine Frage der Autorität.

Gestärkt vom deftigen Mittagessen scheiden sich die Geister: einige wählen den Spaziergang zum "Rhönhäuschen" (ehemalige Kommandostelle für das RAD-Lager in den 30er Jahren), andere wiederbeleben ihr "Alte-Zeit-Gedächtnis" in Geisa, im Grenzmuseum "Point Alpha". Für beide Gruppen macht ein frischer Wind die Hitze glücklicherweise erträglich.

Nach dem schmackhaften Büfett und dem sehr persönlich gehaltenen Bericht unseres Wirtes zur Geschichte des Hauses, aber auch seiner ganz persönlichen Einbindung in die Entwicklung seit 1990 bis auf den heutigen Tag, gibt es kein Halten mehr: die Begegnung mit fast schon vergessenen Ortsnamen bei der Anreise wirkt wie eine Initialzündung und reißt das Kästchen "Erinnerungen" sperrangelweit auf! Zu später Stunde reicht die Zeit gerade noch für ein (in Worten: ein) Lied - sehr ungewöhnlich für unser Häuflein und seinem Chorleiter! Wie man hört, soll er deshalb auch gemahnt worden sein!

Am nächsten Morgen (Samstag, 18. Juli) stoßen Herr Pfarrer Fiedler und Herr Freundorfer zu uns - direkt aus Berlin kommend, trotz prall gefülltem Kalender: Respekt und Dank schon an dieser Stelle! Da auch der Bus der Firma "Rhönsegler" (Fahrer Mario) rechtzeitig zur Stelle ist und Günther gerade noch rechtzeitig das Koch-Gewand mit ziviler Kleidung tauscht, starten wir auf die Minute genau zu unserem Tagesausflug in den "Grenzabschnitt Ellenbogen - Trappstadt".

Begleitet von den informativ-launigen Geschichten/Anekdoten Günthers steuern wir zunächst das früher im Sperrgebiet gelegene Dörfchen Helmershausen an. Am Beispiel des beeindruckenden "Rhön-Domes"erfahren wir von Karin, einer echten Rhönerin, vieles zur Geschichte dieser überaus stattlichen Kirche mit der weithin bekannten Orgel und ihrer aufwändigen Innenausstattung, aber auch zu den Belastungen für die kleine Gemeinde und den Überlebenskampf im Sozialismus.

Über Weimarschmieden und Filke (Ruine "Mauerschädel" !) sowie einer kurzen Fahrt auf der früheren B 19 erreichen wir schließlich den ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen/Meiningen. Dort erwartet uns, nachdem wir die furchterregende Anlage der DDR-Straßenblockade passiert haben, das von dem deutschen Künstler und Bauingenieur Jimmy Fell initiierte Nationaldenkmal "Skulpturenpark Deutsche Einheit". Mit seiner Vision von der "Überwindung innerer Gräben" hat er z.B. mit der "Goldenen Brücke" oder der Skulptur "Wir sind das Volk" sowie zahlreichen weiteren mahnenden Projekten und mit vielerlei Unterstützung ein sehr ungewöhnliches Freiluftmahnmal gegen jegliche Gewalt und Unterdrückung geschaffen. Wer den Eußenhausener Skulpturenpark im Internet aufruft, findet übrigens auch einen Hinweis zu unserem diesjährigen Kameradschaftstreffen!

Über grenznahe Nebenstraßen erreichen wir dann die kleine Grabfeld-Gemeinde Irmelshausen, wo wir in der ehrwürdigen Dorfwirtschaft "Zur Linde" dank des erstmals praktizierten und patentverdächtigen "Kupong"-Verfahrens zügig mit einer schmackhaft-bodenständigen Mittagsstärkung versorgt werden! Wir finden sogar noch Zeit für einen Spaziergang zum romantischen, im wahrsten Sinne des Wortes "in die Jahre gekommenen" Wasserschloss der alteingesessenen Familie "von Bibra"!

Trappstadt soll danach die Erinnerung an viele dort begonnene Grenzstreifen wecken, bevor wir - wieder auf Thüringer Boden - Römhild besuchen, das heute die größte Hand-Keramik-Produktion Europas beherbergt und mit seinem Symposium bzw. dem Keramik-Markt weit über die Region und das Land hinaus bekannt geworden ist.

Der "Große" und der "Kleine Gleichberg" begleiten unsere Fahrt durch das frühere DDR-Sperrgebiet zum Jagdschloss "Fasanerie" in Hermannsfeld, einem Bauwerk der früheren Herzöge von Sachsen-Meiningen (1790). Auf der Terrasse sitzend genießen wir den Ausblick auf die Rhönberge und ein Kaffee-Kuchen-Gedeck, das der Vorstand großzügig spendet.

Aufkommende graue Wolken lassen Günther die Stirn runzeln. Reicht`s noch auf den Geba-Berg, zu der phänomenalen Aussicht? Es reicht gerade so! Einzelne Baracken und das leider verschlossene kleine "Druschba"-Museum erinnern noch an den einstigen russischen "Horch- und Guck-Posten". Heute ist der Berg kein Sperrgebiet mehr, sondern Knotenpunkt vieler ausgezeichneter Wanderwege.

Pünktlich um 18 Uhr erreichen wir unser Hotel, wo wir uns in aller Ruhe auf das Büfett und den gemeinsamen Abend im "Rhönzimmer" vorbereiten. Mit Herrn Pfarrer Spekker aus Frankenheim haben wir einen Gast, der sehr aufschlussreich aus seiner Gemeinde berichtet - mit all den Sorgen und Daseinsnöten der Menschen in diesem einstmals ärmsten Dorf Thüringens! Begleitet und unterstützt von "unserem" Pfarrer Fiedler entwickelt sich ein überaus intensiver und ernsthafter Dialog auf hohem Niveau! Da soll noch einer sagen, wir wären nur zum Schwadronieren und Singen unterwegs!

Noch ein Thema beschäftigt uns an diesem Abend: wie machen wir weiter mit unserem Treffen? Sollen wir andere Wege gehen oder duldet unser gewohntes Programm keine Veränderungen? Das Meinungsbild ist eindeutig: egal, was wir machen - unsere Identität und viel Zeit für gemeinsame Gespräche, aber auch für den Gottesdienst müssen gewährleistet bleiben! Danach ist höchste Zeit für schmetternden und fröhlichen Gesang, untermalt mit Anekdoten aus dem polizeilichen Alltag und verbunden mit der traurigen Einsicht, dass die Zeit mal wieder viel zu schnell vergangen ist!

Der Blick auf den Wetterfrosch und einige immer wieder plötzlich niedergehende Schauer zwingen uns, den eigentlich auf dem "Ellenbogen" geplanten Freilicht-Gottesdienst am Sonntag (19. Juli) in das "Rhönzimmer" zu verlegen. Um 09:30 treffen wir uns - und dürfen uns gleich über die wunderschöne Altardekoration freuen, die Frau Tügend aus Frankenheim für uns gezaubert hat.

Mit dem "roten Faden" Offensein für Wandel, Einsicht in die Begrenztheit des eigenen Vorstellungsvermögens und dem Appell, ein "Ende" auch als Chance für einen "Anfang" zu nutzen erreicht Pfarrer Fiedler einmal mehr unsere Herzen und Köpfe. Mit seinem Segen und den Melodien unseres Trompeters Helmut liebäugeln zahlreiche Teilnehmer alsbald mit der Heimreise und lassen sich auch von der Aussicht auf ein leckeres Mahl nicht davon abhalten. Wenige "Versprengte" genießen den Brunch und stecken noch einmal die Köpfe zusammen, bevor unser "Treffen 2015" in der wohltuenden Behaglichkeit des "Eisenacher Hauses" unwiderruflich endet. Dank an Günther und all seine guten Geister!

Aber unser Rückblick braucht noch einen Nachtrag:
- Der Organisationsstab freut sich unbändig über die stattliche Zahl der Teilnehmer! Das spornt an und spendet Kraft für nächstes Jahr.
- Wir haben der Kameraden gedacht, die nicht mehr bei uns sind!
- Wir wünschen allen Freunden und ihren Familienangehörigen gute Besserung, wenn sie aus gesundheitlichen Gründen absagen mussten!
- Wir freuen uns ganz besonders, dass die Männerwelt durch zahlreiche teilnehmende Frauen bereichert worden ist - und dass auch die "Grenze" zur jüngeren Generation gefallen ist.

Euch allen Gesundheit, Wohlergehen und Gottes Segen bis zum "Wiedersehen 2016".


 
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